Schottlandbericht 21.07.06-28.07.06
Freitag, 21.07.06
Abflug. Mein Wecker klingelt um 6:00 Uhr. Die Reisefreude kommt schleichend und mein Vater später :] Die letzten Reiseutensilien werden in den am Vorabend gepackten Taschen verstaut. Zehn nach Acht werden Kinder und Koffer im Auto zurechtdrapiert und auf geht´s zum Bahnhof und dann zum Flughafen.
Zügig begeben wir uns zu unserem Schalter und amüsieren uns über die Computeransagen, dass so manch ein Schalter schon in zehn Minuten gedenkt zu schließen, dabei stehen die Leute noch als strategisch wichtige Stolpersteine anderen Fluggästen in den Gepäckwagenrollen. Bald sind wir unser Gepäck los und schlängeln uns durch die reisende Menge gen Kontrolle. Mein Auge stets auf der Suche nach einem auf einen Buchladen hinweisendes Schild, schließlich bin ich noch verbal unbewaffnet – sprich ohne Wörterbuch. Welch Freude als ein Kirschner am Horizont auftaucht. Der Freude Dämpfer war die mindestens genauso unwissende Unwissenheit des kleinen gelben Büchleins wie die meiner Person, wollte es doch partout so manch ein Wort nicht erklären geschweige denn aufführen. Durch die Kontrolle – die meinem Vater erklärte er hätte einen Vogel (es piepste ;]) – ging es in die Wartehalle, in der sich schon so manch ein Fluggast stapelte. Als man Bewegungen am endgültigen Check-in–Schalter wahrnahm, kam es zu einer vorfreudigen Massenaufreihung der Fluggäste und der daraus resultierenden falschen Annahme endlich im Flugzeug Platz nehmen zu können. Wir wurden aufgeklärt, dass erst Frau und Kinder sowie behinderte Fluggäste Vorrang hätten und erst Gäste bis Nr. 30 boarden könne. Wir gehörten natürlich zur Spät-boarder-Spezies.
Doch auch wir saßen dann endlich im Flugzeug, mein Bruder neben mir. Blick auf die Turbine. Hervorragend. Mein Bruder ist nervös und ich rede ihm einen Knopf an die Wange, nur nicht aufhören. Als es losgeht möchte er doch wieder lieber aussteigen, doch mein Redeschwall kennt kein Ende – bin schließlich eine Frau ;D. Wir rollen gemütlich auf der Rollbahn voran und der Startbahn entgegen. Wir stehen für einen kurzen Moment. Dann werden die Motoren werden gestartet und es geht LOS! Der Pilot tritt ordentlich aufs Gas und ich feuere ihn in Gedanken an – alte Achterbahnfanatikerin :D. Wir werden in den Sitz gedrückt, mein Bruder scheint nicht begeistert, aber ach ich bin optimistisch. Langsam hebt sich das Flugzeug gen Himmel. WIR FLIEGEN! :]
Mein Bruder ist immer noch voll Skepsis, doch ich versuche ihm das Fliegen schmackhaft zu machen. Die Räder werden eingefahren. Später fliegen wir eine Rechtskurve und wir sehen, dass die Welt rund ist. Herrlich.
Um 11:35 Uhr Ortszeit landen wir in Edinburgh. Die Kofferjagd beginnt und die Suche nach unserem Autoverleih „Sixt“. Den Flughafen runter den Flughafen hoch – nichts. Dann der entscheidende Hinweis ein weißes Telefon zu suchen. Da hatte wohl jemand einen Faible für Detektivgeschichten. Das Gesuchte wird gefunden und mit Argwohn bedient, geht wirklich jemand am anderen Ende ran? Wir sollen auf dem Bussteig zwei warten, der Familie hinter uns erspart das ein weiteres Gespräch, aber nicht die doppelte Wartezeit, denn man ist von uns fünfen ausgegangen. Unser Leihauto ist ein Ford Focus. Endlich geht’s auf zu Frances, unserer Bed&Breakfast-Vermieterin. Die leicht hügelige Beschaffenheit der Straße erfreut den Fahrer und auch die Kinder sind voll grüngesichtiger Freude. Herje, das letzte Mal war mir aber nicht so schlecht...
Auf dem Hof angekommen sehe ich zwei Hunde. Jasmine und ... ? Spencer, wie ich später im Gespräch mit Frances rausfinde. Was macht Englisch reden einen Spaß :]!
Jasmine springt fröhlich und schwanzwedelnd zwischen uns Reiselustigen herum. Wird hier gekrault und dort gekrault, wirft sich auf den Boden und dreht uns ihren Bauch zu. Ach, was hat sie das gern, so viele blöde Touris die ihr den Bauch kraulen und sie liegt da und grinst sich einen. Spencer ist eher verhalten, etwas ängstlich. Guckt nur und mag auch nicht angefasst werden.
Frances ist sichtlich begeistert als sie uns sieht. Und versucht sich direkt unsere Namen einzuprägen. Für Julia und mich ist es schon fünf Jahre her, für meinen Vater und Helga noch nicht so lange und für Benjamin ist es das erste Mal.
Kurz darauf kriegen wir unsere Zimmer gezeigt. Zu unserer Erheiterung und großen Freude werden wir Drei in das Zimmer einquartiert, dass wir vor fünf Jahren hatten. Sofort fällt auf, dass der Misthaufen verschwunden ist. Papa und Helga sind nebenan. Nachdem wir unsere Koffer verstaut haben geht es auf nach Linlithgow einen Happen essen. Unser Weg führt uns in eine italienische Gaststätte. Dort gerate ich mit meinen Französisch- und Englischkenntnissen anein- und durcheinander. Der Kellner ist dementsprechend irritiert, dennoch bekommen ich meine „Teufelstortellini“. Sie sind mit scharfer italienischer Wurst zubereitet.
Gesättigt führt uns unser Weg zum Linlithgow Palace. Mein Vater ist neugierig zu erfahren, ob die Restaurationsarbeiten an dem Brunnen vollendet sind. Und das waren sie dann auch.
Der
restaurierte
Brunnen im Linlithgow Palace
Jeder läuft nun für sich durch die riesige und verwinkelte Burganlage. Treppen hoch und runter, durch Gänge mit riesigen Fenstern die den Ausblick in die Landschaft umrahmen. Wunderschöne, wechselhafte Bilder.
Unbemerkt verstreicht die Zeit und kurz bevor wir wieder gehen wollen werden wir Beobachter einer schottischen Hochzeit. Das absolute Highlight des Tages.
Einen Dudelsackspieler steht im Torrahmen der Burg und spielt auf. Ihm folgen die Braut in Weiß und an ihrer Seite der schönste Schotte in den traditionellen Gewändern und Farben seines Clans.
Den Abend verbringen wir spielend auf der Terrasse und dann passiert das was ich seid Wochen nicht mehr getan habe: ich friere :D und kann mich in eine DICKE Decke hüllen. In Deutschland ist es zu der Zeit brütend heiß.
16.08.2007 Herbert Framke | Startseite
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