2.nd
day 31.07.2004
7:30 Uhr der Wecker klingelt, noch etwas verschlafen versuche ich
den Wecker zu treffen bzw. abzustellen. Hmmm,
alles noch ruhig hier.
Na gut, erst mal duschen
und anziehen, alles Weitere wird sich ergeben... Ein
bisschen Morgenluft tanken und mal vorsichtig in Richtung Küche
schielen. Oh toll, Francis ist schon die Vorbereitungen am
treffen, also ein fröhliches „good morning“ geschmettert und
dann ein erneuter Versuch die kleinen Sprachbarrieren zu
beseitigen.
Herbert ist inzwischen auch eingetroffen und wir machen beim Frühstück
- natürlich schottisch - unsere Tagesplanung. Heute
wollen wir nach Stirling und das hört sich für mich ganz spannend an.
Ab ins Auto, nach Linlithgow und dann via Autobahn [M9] nach Stirling.
Wir parken ein ganzes Stück außerhalb der Stadt, da die Parkplätze
hier sehr teuer sind.
Bäh,
dachte ich mir, schon wieder latschen, aber man ist ja soooooooo
verwöhnt! Zumindest in Richtung Stadt ging es eine zeitlang bergab,
denn wie heißt es noch so schön: „Archimedes ging stets per Pedes“
Nach einem wenig „Sightseeing“ fallen wir als erstes über das
Einkaufszentrum [Thisle-Center]
her und finden dort unter anderem einen CD-Laden. Den Luxus eines
CD-Players wurde uns im Mietwagen gegönnt, nur leider hatte keiner an
die Musik gedacht. Nach einigem Suchen werden wir beide fündig und
sogar noch preisgünstig konnten wir die CDs erwerben... ergo ist die
musikalische Unterhaltung beim Autofahren erstmal gesichert!
Als nächstes steht „Stirling-Castle“ auf dem Plan und wie soll es anders
sein, schon wieder bergauf, aber diesmal richtig. Herbert scheint das
Ganze ja nichts auszumachen, aber ich gerate dabei ganz schön ins
Schwitzen.Vorbei an einem sehr schönen alten Hotel [Stirling
Highland Hotel], einer Jugendherberge, der [Church
of the Holy Rude] gelangen wir endlich auf den Vorhof der Burg.
Da uns das Wetter
gut gesonnen war, hatten wir einen herrlichen Ausblick auf die
umliegende Gegend. Herbert, dem vieles noch in Erinnerung war, macht
sich als Fremdenführer mit deutschen Sprachkenntnissen unbezahlbar!
Schon im [12.Jh.] war Stirling Castle
eine bedeutende Festungsanlage. Herrschaftlich liegt sie auf einem
über 80m
hohen, steilen Basalt-Felskegel und ist scheinbar uneinnehmbar. [1288]
mußte sich „Stirling-Castle“ als letzte
schottische Burg den Engländern unter dem „König Eduard I.“ doch
ergeben! Nach der Einnahme durch „König
Edward I.“ kam es [1297] zur Schlacht an der Stirling Bridge, in welcher
William Wallace mit seinem Fußvolk, das
englische Heer schlug und die Festung befreite. Aber
wie es das Schicksal so wollte, fiel sie [1304] wieder in die englische
Hand. Aber [1314] fegte
„Robert the Bruce“
in der Schlacht bei „Bannockburn“ die Truppen von Edward II. aus dem Land. Dieser Sieg sicherte
Schottland für lange Jahre den Frieden und Wohlstand. „Stirling-Castle“
wurde in den folgenden
Jahrhunderten unermüdlich gesichert. Jacob IV. baute die Burg maßgeblich
um, so daß es ihm zu verdanken
ist, daß innerhalb der Festungsmauern, heute die schönsten
Renaissance-Bauten Schottlands zu finden sind.
[Quelle: Schottland - Raach,
Karl Heinz/Schiefelbein, Nina - ISBN 3828931529]
Im Inneren der Burg gab es so viel zu sehen, so daß ich fast gar
nicht alles beschreiben kann;
- z.B. die „Stirling Heads“, in Eiche geschnitzte Portraits
schottischer Regenten; das neu restaurierte Gebäude mit dem -
nach originalen erhaltenen Vorlagen - ebenfalls restaurierten
Dachstuhl aus schottischer Highland-Eiche; dann in einem anderen
Gebäudeteil ein ziemlich großer Raum, der als persönliche
Kapelle mit Altar eingerichtet ist und nur den Mitgliedern des
Königshauses vorbehalten war; Das Armee-Museum, in dem leider das Filmen und
Photographieren verboten war. Im hinteren Teil der Burg konnte man
von den Wällen bei „Queen Mary’s Lookout“, einem Loch in der
Mauer, einen Blick auf die „Grampian Mountains“
werfen – unbeschreiblich schön! Ein etwas abgelegenes Holzhaus ist
eine Besonderheit. Hier bemüht sich der schottische Kulturverein
aus originalem Material und in
mühevoller Handarbeit die übergroßen Wandteppiche, die die
Geschichte von Schottland darstellen, wieder herzustellen.
Nach einer kleinen Kaffee-Pause und einem Häppchen, ging es zu
der gotischen Stadtpfarrkirche - „Church of the Holy Rude“. [1543] wurde hier in
dieser Kirche, die 9 Monate alte Maria Stuart zur Königin von
Schottland gekrönt. Auch hier war der Anblick des
Inneren überwältigend!!! Einen kurzen Abstecher machten wir
noch zum „Cowane’s Hospital“ – es wird auch „Gildehaus“ genannt
und wurde im [17. Jh.], als Armenhaus der
Kaufmannsgilde erbaut, um dann eine Führung in dem berüchtigten
Gefängnis, dem „Old Town Jail“ mitzumachen.
Anm.: Herbert hat dies in seinen Reiseberichten schon sehr
eindrucksvoll geschildert, so das ich mir die Worte erspare. Nur so viel: Man sollte es
auf jeden Fall einmal
mitgemacht haben - eine echte, nachhaltige Erfahrung!
Da wir uns ziemlich lange im
Stirling Castle und in der Stadt aufgehalten hatten,
forderte der schöne sonnige Tag auch seinen Tribut. Schnell in
den nächsten Supermarkt und etwas fürs leibliche Wohl
eingekauft... ein Bierchen für den Abend ist erquickend und
labend :-)
Nach Hause fahren wollten wir aber noch nicht, also versuchten
wir noch zum [Wallace Monument]
zu fahren. Leider kamen wir etwas zu spät an, so daß
sich eine Besichtigung an diesem Tag nicht lohnen würde.
Es blieb uns somit nichts anderes übrig, als doch in Richtung
Linlithgow aufzubrechen. Doch eine Fahrt über die Autobahn, kam für uns dann doch
nicht in Frage. So genossen wir dann, unterstützt durch Musik
aus dem CD-Player des Wagens, eine herrliche
Überlandfahrt in den Sonnenuntergang.
Der Abschluß des Tages, sollte
natürlich ein feudales Abendessen werden – leichter gesagt,
als getan! Denn 95% der schottischen Einwohner gehen
Samstags essen!(...nehmen „Die“ doch den Touristen einfach
die Plätze in den Restaurants weg...tztztz!)
Nach
längerer Suche, konnten wir doch schlußendlich bei einem
Chinesen (kann man mit gutem Gewissen empfehlen!) in Linlithgow am
Einkaufszentrum, noch einen Tisch ergattern.
Mit gut gefülltem Magen und sichtlich guter Laune über den
gelungenen Tag kamen wir spät abends bei Francis wieder an. Ein
weiteres „Highlight“ war der abschließende Abendtrunk auf
der Terrasse.