Teil 7 - Durch die Highlands nach Aberdeen

Es ist inzwischen der Morgen des 20.6.1998. Unsere wackeren Naturfreunde stehen an diesem Tag erst gegen 9:00 Uhr auf. Wenige Minuten später treffen auch schon die werten Antropologen am Lagerplatz ein und gesellen sich zum Frühstück dazu. Nachdem die Zelte abgeschlagen wurden und alles Gepäck wieder im Golf verstaut war, wurde beschlossen, daß der fährtenlesende Dirk an diesem Tag die Kutsche lenken sollte. Damit auch noch andere in den Genuß des Vornesitzens kommen konnten, wurde gegen den Protest des ängstlichen Claus beschlossen, daß dieser auf der hinteren Bank Platz nehmen müsse. Unsere Kleinkaravane begab sich nun auf den Weg über die A93 in Richtung Aberdeen. Schon nach wenigen Kilometern ... entschuldigung, Meilen natürlich, wich die rosige Farbe aus Claus Gesicht. Er erwähnte etwas von wegen auf dem nächsten Parkplatz mal anhalten und war ansonsten recht still. Da aber an dieser Straße offensichtlich keine Parkplätze vorhanden waren, nutzte unser brillanter Fahrer einen befahrbaren Seitenstreifen als ebensolchen und Claus entschwand gen Gebüsch, wo er sich leicht vornüber beugte und seltsam gurgelnde Geräusche und etwas bröckelige Flüssigkeit von sich gab. Dies überzeugte die übrigen Anwesenden davon, Claus fortan auf dem Beifahrersitz Platz nehmen zu lassen. Der weitere Weg führte unsere Expeditionstruppe zum Cairnwell Pass (der höchste in U. K.) und an den "Devils Elbow", einem sehr schönen Pass vorbei der uns ein wenig zum spazieren eingeladen hat. Nach dem Pass besichtigten wir Braemar (in dem Herbert zum Kauf eines MausPads genötigt wurde was er zuerst überhaupt nicht begreifen wollte), wo im Spätsommer die Queen die Highlandgames besucht. Hier hat es Herbert dann auch Save zu verdanken das sein seit gestern mit Totalabsturz ins Nirvana gegangene Handy wieder funktioniert.  Dann ging es vorbei an Balmoral Castle, hinter dem wir gen Norden auf einen Single Track (einer einspurigen Straße mit vielen Ausweichplätzen) einbogen. Auf dem Weg in Richtung Mossat besichtigten wir Glenbuchat Castle. Es steht recht unscheinbar und einsam im Wald, ist aber ein kleines Juwel, daß sich ein Reisender unbedingt anschauen sollte. Es ist ein recht gut erhaltenes Castle (ohne Dach), das kostenlos besichtigt werden kann und in dem in jedem Raum beschildert ist, wozu dieser Raum mal gedient hatte. Das in der Nähe gelegene Kildrummi Castle wurde nicht näher untersucht, da man dort für eine Ruine wieder recht viel Geld haben wollte. Dort informierte die Expedition sich aber über das sogenannte "Explorer Ticket" - einer ca 35,- DM teuren Karte, die einem kostenlosen Zutritt zu vielen schottischen Sehenswürdigkeiten verschafft. Ohne ein solches Ticket zu erwerben, ging es weiter zu den Steinkreisen bei Monymusk (die nicht so besonders interessant waren). Wieder waren es die tapferen drei (Anno, Herbert und Dirk), die sich alleine auf die Suche nach dem auf der Informationstafel beim Parkplatz verzeichneten zweiten Steinkreis machten. Leider blieb diese Exkursion aber ohne Erfolg. Anschließend ging es weiter ostwärts nach Kintore, wo die Naturfreunde einen Campingplatz ansteuerten, während sich die Antropologen auf die Suche nach einer B&B-Bleibe machten. Sie mußten an diesem Abend lange suchen. Erst einige Orte weiter, in Inverurie, wurden sie fündig. Nachdem alle ihr Abendmahl genossen hatten, traf man sich in Inverurie in einem Caffee. Nach der ersten Runde beschloß man, sich für den weiteren Abend eine andere Bleibe zu suchen (eine wahrlich folgenschwere Entscheidung, wie der geneigte Leser im Folgenden erfahren wird). Laut Aussage unseres Burgfräuleins (dem an dieser Stelle nochmal für ihre Aussage gedankt werden soll) befand sich auf dem Anreiseweg der Naturfreundefraktion eine weitere Kneipe. Man beschloß also, diese aufzusuchen. Es stellte sich dann heraus, daß die Kneipe im Nachbarortsteil gelegen war. Also holte der an diesem Abend zum Fahren eingeteilte Dirk die Kutsche und fuhr alle nacheinander zu der besagten Kneipe. Dort angekommen eröffnete Anno, daß es ihm nicht so gut geht und er an diesem Abend den Fahrdienst übernehmen werde. Eine für Dirk wirklich folgenschwere Ankündigung. Konnte er sich doch dadurch an der reichhaltigen Auswahl an Single Malts laben. Seine erste Bestellung veranlasste bereits zwei der übrigen, sich auch einen Whisky zu bestellen. Nach der dritten Runde gingen dann alle zu Whisky über. Nach und nach kostete man sich durch 26 der 27 in diesem Pub vorhandenen Single Malts. Ein jeder trank somit ca. 6-10 Whiskys, die zur Verköstigung natürlich auch den übrigen wissbegierigen Expediteuren gereicht wurden. Zwischendurch beruhigte man seinen Gaumen mit Eiswasser. Im Folgenden seien einmal alle in diesem Pub vorhandenen Single Malts aufgeführt (in der Reihenfolge ihrer Verköstigung): Glenkinchie, Oban, Lagavulin, Glen Garioch, Blair Athol, Edradour, Highland Park, Cardhu, Macallan, Aberlour, Tamdhu, Bennachie, Isle of Jura, Tobermory, Glengoyne, Famous Grouse, Bruichladdich, Auchentoshan, Glenshiel, Dalmore, Balvenie, Antiquary, Glenmorangie, Talisker, Dalwhinnie und Bunahabhain. Die Adresse dieses genialen Pubs ist "The old Port inn, Elphinstone Road, Port Elphinstone". Dort sollte ein jeder Schottlandreisende einen Abend einkehren. Mit vier Leuten schafft man es sogar, sich vor der "last Order" (die dort erst um 11:45 Uhr ist) durch alle Single Malts zu probieren. Nach der Heimkunft der Naturfreunde machten diese sich noch fünf asiatische Curry-Nudelsuppen aus der Tüte und gingen dann zufrieden zu Bett. Werden unsere Freunde am nächsten Tag mit einem Kater aufwachen? Werden sie sich überhaupt von diesem Pub lösen können, oder werden sie noch einen Tag in der Gegend bleiben?



03.08.1998 Herbert Framke
29.04.2000 URL's aktualisiert HF
15.08.2023 HF
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