Tag
7
In den letzten Tagen haben wir viel gesehen und deshalb werden
wir heute eine längere Strecke fahren. Letztlich ist sie dann
noch viel länger geworden als wir gedacht haben. Von der Nordsee
zum Atlantik...
Von Portgorden ging es über Inverness erst ein Stück am Loch
Ness entlang bis nach Dores. Wir wollten einen Blick auf Nessie
erhaschen, aber auf der von uns gewählten Seite dauerte es etwas
bis wir an das Wasser kamen. Von Nessie weit und breit keine
Spur. Also machen wir uns auf nach Ullapool. Es handelt sich um
ein kleines übersichtliches Örtchen mit vielen Lokalen und einem
großen Fähranleger. Ein typisches Fischerdörfchen in dem man
entspannen kann. Heute ist hier jedoch der Bär los. Wir haben
daher beschlossen weiter gen Norden zu fahren.
Unser erster Halt ist am "Ardvreck Castle". Das Castle ist heute
nicht mehr als ein großer Steinhaufen mit einer Andeutung von
Turm. Interessant sind hier die Tafeln die zum Castle, dem
großen Haus und der Landschaft aufgestellt wurden. Wir haben
unseren ersten wirklich regenfreien Tag und so ist es auch bis
zum Ende unserer Reise geblieben. Zum Schluß waren wir uns nicht
einig was besser war. Die erste Hälfte mit hier und da ein wenig
viel Regen der aber immer nur auf dem Weg zu unseren einzelnen
Stationen da war, oder das Wetter ab diesem Tag mit 30 Grad und
mehr.
Es ist früher Nachmittag und so machen wir uns auf nach
Lochinver. B&B sollte dort schon zu finden sein. Der Ort ist
überschaubar und die Angebote können abgegangen werden. Das
erste Haus war offen, aber es war keiner da. Es lag nur ein
Zettel auf einem Stuhl der darüber informierte das vor 17:00 Uhr
auch keiner kommen wird. So lange wollten wir nicht warten. Im
zweiten Haus war alles voll und im dritten Haus das gleiche
Ergebnis wie im ersten Haus, nur ohne Zettel. So ging es dann
noch eine Weile weiter. Typisch Schottland. Alles offen und
vermutlich würde einen keiner daran hindern das Haus auzuräumen.
Zumindest sieht es so aus. Verlassen würde ich mich aber nicht
darauf.
Also zurück auf die A894 und weiter in den Norden. Und wieder
zweigt ein Weg(B869) mit Hinweis auf B&B ab. Neun Meilen die
es in sich haben sollten. Eine Straße nicht immer so breit wie
unser kleines Auto, Sicht 20 bis 30 Meter, Steigungen mit 27%,
also Fahrt in den Himmel und nicht zu vergessen beim Abbiegen
auf diese Straße der Hinweis "No Caravans, No Busses". Das erste
was uns entgegen kommt ist ein Caravan. Toll..... Am Hotel
angekommen erfahren wir das es leider schon voll belegt ist. Was
tun? Vierzehn Meilen weiter auf dieser Straße in der Hoffnung
hier noch B&B zu finden oder neun Meilen zurück? Wir haben
uns für zurück entschieden.
Auf der jetzt für uns unendlich breiten A894 finden wir nach
kurzer Zeit wieder einen Hinweis auf B&B. Also, nichts wie
hin. Diesmal kann es nicht so weit sein. War es auch nicht. Wir
werden nicht nur mit einem B&B belohnt, wir haben auch einen
fantastischen Blick auf den Atlantic. Unnötig zu erwähnen das
der erste andere Gast der uns über den Weg lief aus Deutschland
kam. ...und mein Schatz hatte schon Angst er müsste heute im
Auto übernachten. Wir haben einen Caravan-Bungalow angemietet
der schon fast ein Haus war. Zwei Schlafzimmer, komplettes
Badezimmer, Wohnzimmer und Küche. Das ist Luxuscampen. Wir
machen Bekanntschaft mit Bert und seinem Hund Florence. Er
betreibt mit seinem Freund, dem das halbe Umland gehört, hier
ein wenig B&B. Er selbst ist Rentner und ich kann gut
verstehen das er sein kleines Häuschen liebt. Von ihm bekommen
wir dann auch die Empfehlung zum Essen nach Scourie zu fahren.
Dort hat man die Wahl zwischen einer Bar und einem
Hotelrestaurant. Wir entscheiden uns für das Restaurant. Hier
kam dann das Gefühl auf, das die Kellnerin nicht nur Kuh und
Schaf jagen, schlachten und zubereiten muss, sie hat wohl auch
nur eine Herdplatte. Irgendwie kam mir der Urlaub in Petersburg
in den Kopf. Egal, wir sind mit dem Pärchen am Nachbartisch ins
Gespräch gekommen und die erzählten uns das sie froh waren hier
gelandet zu sein. Mein erster Gedanke war:"Auch vorher kein
B&B gefunden?". Aber das war es nicht. Sie hatten Ihre
Betten dabei. Das Problem war das Fahrzeug, das meinte, es hätte
nur noch für 16 Kilometer Sprit im Tank. Wie gut das ich in
Ullapool vollgetankt habe. Oben im Norden sind Tankstellen eine
Seltenheit. Ich habe von Ullapool bis hoch nach Durness und dann
rüber nach Thurso zwei Tankstellen gesehen. Eine davon in
Scourie. Da kann man schon mal ins Schwitzen kommen. Irgendwann
kam auch das Essen. Das Warten hat sich gelohnt.
Was bleibt, ist, das es schön ist hier unterwegs zu sein.
Allerdings ist es auch seeeeeehr einsam. Wasser, Grün, Berge und
Schafe. Ich nehme mal an das die Schafe im Hochsommer hier die
Touristen zählen wenn sie nicht schlafen können. ;-)